VON DEN URANFÄNGEN UND
WURZELN ZUM HEUTIGEN FASCHINGSTREIBEN
Wenn wir die Ursprünge des Faschingstreibens mit seinen Faschingsumzügen, dem Faschingsbrief in vielfältigster Form und die anderen, vorstehenden beschriebenen Bräuche verfolgen, so können wir sicher feststellen, daß diese die Grundlage für unser heutiges Faschingsgeschehen in Österreich darstellen. In manchen Orten läßt sich eine durchgehende und ununterbrochene Linie des Faschingsgeschehens eindeutig feststellen, selbstverständlich vielfach unterbrochen, in alter Zeit durch Verbote der Obrigkeiten, in jüngerer Zeit, besonders in unserem Jahrhundert, unterbrochen, in alter Zeit durch Verbote der Obrigkeiten, in jüngerer Zeit, besonders in unserem Jahrhundert, unterbrochen durch die Notzeiten, Kriege und dergleichen. In manchen Orten haben sie, wie bereits beschrieben wurde, auch verschiedene Bräuche völlig unverfälscht, über Jahrhunderte hinweg, bis in unsere Zeit erhalten und werden auch heute noch gepflegt und weiter durchgeführt.
Vieles wird heute aus Gründen des Fremdenverkehrs nur von Veranstaltern organisiert. Am allerwenigsten kann dies jedoch von durchaus bodenständigen Faschingsbräuchen behauptet werden. Wenn auch da und dort ein Faschingstreiben zum Zwecke des Fremdenverkehrs veranstaltet wird, so stellt dies sicher nur eine vereinzelte Ausnahme dar. Im allgemeinen handelt es sich hier um ein Brauchtum, welches in der Bevölkerung tief verwurzelt ist und daher praktisch ganz von selbst jedes Jahr wieder neu zum Leben erwacht.
Selbstverständlich ist es heute notwendig, auch überliefertes Brauchtum entsprechend vorbereitet zu organisieren. Besonders dem Stadtmenschen ist die Fähigkeit zur Zusammenarbeit in der Gruppe, zu Geselligkeit mit eigener Mitbetätigung und auch das Gefühl für ursprüngliches und bodenständiges Brauchtum leider vielfach verlorengegangen. Gerade der moderne Stadtmensch ist heute oft nicht in der Lage, selbsttätig seine Unterhaltung zu gestalten. Hier helfend einzugreifen und die Durchführung des Brauchtums, somit die Durchführung des Faschings zu gestalten, ist eine Aufgabe unserer heutigen Faschingsgilden. Diese Aufgabe wird von allen Gilden in Österreich mit viel Erfolg betrieben.
In allen Gegenden, wo unsere Faschingsgilden tätig sind, wird mit Erfolg ein reichhaltiges Faschingstreiben gestaltet. In vielen Gegenden, besonders in Niederösterreich und Wien, wo das Faschingsbrauchtum viele Jahre und Jahrzehnte einen tiefen Dornröschenschlaf gehalten hat, konnte dieses durch unsere Faschingsgilden wieder zu neuem Leben erweckt werden. Auf die alten Traditionen aufbauend, wird auch in diesen Gebieten heute wieder ein erfolgreicher und lustiger Fasching gestaltet, vielfach nach alter Überlieferung, selbstverständlich aber der heutigen Zeit und den heutigen Erfordernissen angepaßt.
Brauchtum kommt ja von gebrauchen, es ist also ein Brauch, der von der Bevölkerung gebraucht wird. Selbstverständlich ist lebendes Brauchtum immer den jeweiligen Lebensgewohnheiten und Bedürfnissen der Bevölkerung anzupassen. Althergebrachtes kann daher, auch unter veränderten Umständen dem modernen leben angepaßt, durchaus als Fortführung wertvollen Brauchtums angesehen werden.
Wenn Feste, Gebräuche und Darstellungen in einer jahrhundertealten Form, ohne jegliche Veränderung, von Zeit zu Zeit sozusagen aufgeführt werden, so stellt dies an sich kein lebendes Brauchtum dar, sondern könnte als lebendes Museum oder lebende Bilder einer Museumsdarstellung bezeichnet werden. Lebendes Brauchtum wird sich daher immer verändern und der Zeit gemäß anpassen. In diesem Sinne sind unsere modernen Faschingsgilden sicher die Träger eines echten, lebendigen Faschingsbrauchtums in Österreich.
Der Fasching hat in Österreich eine jahrhundertealte, eigenständige Tradition. Die heutigen österreichischen Faschingsgilden pflegen diese Tradition weiter und veranstalten den Fasching, auf die alten Bräuche und Traditionen aufbauen, der heutigen Zeit angepaßt, entsprechend modifiziert und modernisiert.
Diese Binsenweisheiten wurden in Publikationen des Bundes Österreichischer Faschingsgilden, insbesonders in der ,,Österreichischen Narren-Presse", bereits mehrfach dargestellt. Dennoch darf es wohl keine Festschrift anläßlich des 25jährigen Bestandes des Bundes Österreichischer Faschingsgilden geben und auch keine Vorstellung der heutigen Faschingsgesellschaften, wenn nicht in diesem Zusammenhang nochmals auf die Wurzeln und Traditionen des österreichischen Faschings eingegangen würde.
Solchen Berichten über die Historie des Faschings werden meist wissenschaftliche Abhandlung über die Herleitung des Begriffes ,,Fasching" vorangestellt. Man kann dabei, von germanisch-heidnischen Frühjahrsbräuchen ausgehend, die römischen Saturnalien erwähnend, eine wissenschaftliche Abhandlung über die Entwicklung dieses Brauchtums bis zur heutigen Form des Faschings in größerem oder kleinerem Umfang bei bereits zahlreich vorhandenen Publikationen abschreiben und damit, mit neuen Worten, bereits oftmals Dargelegtes wiederholen. Dieser darstellung der Faschingsgeschichte soll jedoch ein solches wissenschaftliches Vorwort erspart werden. Auch ist in der notwendige Platz für solche Abhandlungen gegeben.
Der Verfasser beginnt daher mit der Geschichte bzw. den Vorläufern des heute gepflegten Faschings, sozusagen mitten im vollen Faschingsgeschehen, nämlich im 15. Und 16. Jahrhundert. Es ist dies eine Zeit, aus der die heute noch lebendigen Traditionen in ausführlichen Beschreibungen positiver und negativer Art aus diversen Archiven überliefert sind. Unter negativer Beschreibung sollte allerdings nicht ein eventuell abwertendes Urteil diverser Archivare gemeint sind. Unter negativer Berichterstattung ist viel mehr die Beschreibung jener Sitten und Gebräuche und Vorgänge zu verstehen, die nur dadurch in einer Beschreibung überliefert wurden, dass sie Verboten anheimfallen sind. Zahlreiches Volksbrauchtum, vor allem zahlreiche Feste, die die einfache Bevölkerung gefeiert hat, wurden oftmals durch die Obrigkeiten verboten. Es ist dabei jeweils in den Verboten ausführlich beschreiben worden, was eigentlich verboten wird. Aus diesen Beschreibungen kann man deutlich lesen, welche Gebräuche vorhanden waren, denn nur das Vorhandene und Praktizierte konnten ja tatsächlich auch verboten werden.
Um das Lesen des folgenden Artikels zu erleichtern, wurde bewusst auf Fußnoten und Quellenhinweise im Text verzichtet. Selbstverständlich liegen den Ausführungen und vor allem den erwähnten Daten fundierte historische Aufzeichnungen und exakte Unterlagen aus Museen, Archiven, Bibliotheken und dgl. zugrunde.