FASCHINGSFORSCHUNG UND ARCHIV

 

Mit ein Anliegen des Bundes und auch eine Zielsetzung seiner Statuten ist die Faschingsforschung. Die Faschingsforschung wird betrieben, um einerseits alte Faschingsbräuche, die erforscht wurden, eventuell wiederbeleben zu können, andererseits aber auch, um altes Faschingsbrauchtum, wenn es schon aus verschiedensten Gründen nicht mehr aktiviert werden kann, zumindest der Nachwelt in geeigneten Darstellungsform zu erhalten.

 

Durch die Veröffentlichung verschiedener solcher Faschingsforschungsergebnisse ist es auch bereits gelungen, inzwischen die meisten Medienvertreter davon zu überzeugen, daß Fasching in Österreich keineswegs eine aus dem Ausland importierte Aktivität darstellt. Inzwischen haben wohl auch die meisten Journalisten mitbekommen, daß es sich hier um bodenständiges Brauchtum handelt, welches in modernen Formen und zeitgemäßen Ausdrucksformen weiterentwickelt wurde. Leider ergibt sich dabei immer wieder, daß die Ausführungs- und Ausdrucksformen überregional eine ziemliche Einheitlichkeit annehmen.

 

Die leider zu beobachtende Vereinheitlichung der Faschingsbräuche und einzelnen Formen der Faschingsausführung ist auch auf die verstärkte überregional Publizierung des Faschings zurückzuführen. Gerade durch die überregionalen Fernsehsendungen wird sehr viel Gedankengut und auch schauspielerische Ausdrucksform so zu verbreiten, daß zu einer gewissen Nachahmung auch in anderen Gebieten eine starke Anregung gegeben ist. Es ist daher zu beobachten, daß- je intensiver und größer die Verbreitung des Faschings durch überregionale Medien vor sich geht- eine um so größere Vereinheitlichung der Veranstaltungsformen damit Hand in Hand gehen.

 

Im einzelnen machen wir aber immer wieder die Beobachtung , daß allzu genau nachgemachte Veranstaltungsformen sehr rasch in den einzelnen Orten  ein durchaus Eigenständiges Leben und eine durchaus eigenständige Form annehmen. Der Fasching ist immer dann am lustigsten, wenn er von den eigenen Leuten für den eigenen Ort veranstaltet wird. Daher werden auch sehr rasch von anderen Gruppen abgeschaute Erscheinungsformen der Veranstaltungsdurchführung zu eigenen und durchaus bodenständigen Formen umgewandelt. Gerade bei der in Österreich vorhandenen Vielfältigkeit der Charaktere der Bevölkerung, die sich ja in den unterschiedlichsten Dialekten und unterschiedlichsten örtlichen Gebräuchen ausdrückt, hat der Fasching überall sein eigenes, bodenständiges Bild. Es ist eigentlich überall die eigene Charakteristik und Unterschiedlichkeit zu benachbarten Regionen sehr rasch zu beobachten.

 

Für die Erhaltung der Unterlagen über Fasching und Fasnachtbräuche alter Zeit, aber auch für die Erhaltung der Unterlagen aus der neueren Zeit hat der Generalsekretär des Bundes ein umfangreiches Archiv angelegt. Leider kann dieses Archiv nur so umfangreich ausfallen, als es von den einzelnen Mitgliedsgesellschaften mit Unterlagen an Interesse und Unterstützung seitens der einzelnen Gilden noch sehr zu wünschen übrig.

 

Es hat sich aber bereits mehrfach herausgestellt, daß es auch für die Nachtforschung über die jüngere Geschichte einer Gesellschaft sehr wertvoll sein kann, wenn im Bundesarchiv die notwendigen Unterlagen zu finden sind, die eventuell durch Funktionärswechsel oder andere Ereignisse im Bereich der eigenen Gilde am eigenen Ort längst verlorengegangen erscheinen.

 

Im Archiv des Bundes wird natürlich auch so viel historisches Material gesammelt, als nur erreichbar erscheint. So kann inzwischen aus den reichen Schätzen dieses Archivs eine rege historische Faschingstätigkeit in den verschiedensten Gebieten Österreichs, zumindest bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts und teilweise auch noch viel weiter zurück, nachgewiesen und verfolgt werden. Es war auch bereits mehrfach möglich, Forscher aus diesem Archiv zu unterstützen.

 

Als eine Dissertation über den Oberkärntner Fasching von einer jungen Studentin geschrieben wurde, konnte auch ihr wertvolles Unterlagenmaterial aus dem Bundesarchiv für diese Dissertation zur Verfügung gestellt werden.

 

Aus den Ergebnissen der Faschingsforschung über ältere Faschingsbräuche und alte Faschingsaktivitäten in den verschiedensten Gebieten Österreichs wurden in den letzten Jahren mehrfach Publikationen veröffentlicht. Meist handelt es sich um Aufsätze, die in der ,,Österreichischen Narren-Presse" jederzeit nachzulesen sind.

 

Wenn auch gerade für die Faschingsforschung und für das Archiv wertvolle Ansätze in den letzten Jahren getätigt wurden, so sind diese Ergebnisse im allgemeinen noch als sehr dürftig zu bezeichnen. Es wird noch vieler Anstrengungen bedürfen, um ein reichhaltiges Archiv aufzubauen. Vor allem bedarf es der Mitarbeit jeder einzelnen Mitgliedsgesellschaft des Bundes, damit über die einzelnen Gilden auch tatsächlich so viel als möglich Unterlagen in diesem Archiv aufscheinen. Es ist hier ein Abschnitt des Bundes, der auch für die Zukunft noch viel Arbeit mit sich bringt.