DER URSPRUNG DES FASCHINGS

 

Die Keimzellen des Faschings bzw. Karnevals in Europa sind vermutlich in heidnischen Bräuchen wie Fruchtbarkeitskult,  Dämonenkult, Sonnenkult usw. zu suchen. Dabei wollte der Mensch bei Zeremonien, durch Maskierung und mit Tänzen sowie durch Umzüge den Göttern ähnlich sein. Die Römer brachten in die von ihnen besetzten Gebiete auch ihr religiöses und weltliches Brauchtum mit, woraus sich im Laufe der Zeit verschiedene Festabschnitte entwickelten. Im Herbst wurde das Fest der Bacchanalen, also der Weinlese, gefeiert, wo die Menschen in Verkleidung von Satyrn und Nymphen den Götter und Pan huldigten.

 

Auch beim Kelterfest und den Fruchtbarkeits- und Sühneriten im Februar waren Theaterspiel, Umzüge in Verkleidung und Gelage Höhepunkte der Feiern. In diesen Zeiten ruhte die Arbeit, Sklaven waren vom Frondienst befreit und sie durften durch Verkleidung in die Rollen der "Freien" schlüpfen und dabei manches lockere Wort, ohne sträfliche Folgen zu riskieren, sagen. Da für die Römer das Jahr mit dem März begann, galt die Zeit davor (die heutige Faschingszeit) symbolisch der Reinigung von allem Alten, was man sehr ausführlich mit einem Fest beging.

 

Im Mittelalter fanden in mehreren christlichen Ländern Europas, "Narrenfeste" (festa stultorum) statt, wo Kinder und Jugendliche durch Parodien kirchliche Zeremonien übertrieben darstellten und lächerlich machten. Trotz Verbote hielten sich einige dieser Feste bis ins 18. Jahrhundert. Unter dem Einfluss des Christentums entwickelte sich aus den heidnischen Riten in den verschiedenen landschaftlichen Gegenden artunterschiedliches Brauchtum. Durch das Anwachsen der Städte und der damit verbundenen Menschenanballung in kleinen Gebieten ging das Feiern des Faschings allmählich in verschiedene Richtungen.


Während im ländlichen Raum christianisiertes Brauchtum und "Heidnische Bräuche" (betteln um Gaben) weiter erhalten blieben, nahm im 13. Jahrhundert in den Städten das Narrentreiben mit seinen immer derber werdenden Späßen derartige Formen an, dass die Obrigkeit schließlich mit Verboten einschritt. Die Autorität der Kirche akzeptierte und duldete jedoch diese Emotionsausbrüche vor der Fastenzeit, die ihrer Auffassung nach als Ventil der Unterdrücktheit nötig waren. Sie erteilte diese Freiheit ab dem 7. Jahrhundert jedoch nur auf den Tag vor dem Aschermittwoch.

 

Im 15. und 16. Jahrhundert, also der Zeit der zahlreichen Türkenkriege, wurde das Faschingstreiben in Wien im Freien untersagt, da man befürchtete, dass sich feindliche Kundschafter im Schutz einer "Larve" unter das Volk mischen und so unerkannt in die Stadt gelangen könnten. Im 17. Jahrhundert nahm das Faschingstreiben im Freien wieder seinen Aufschwung. In Wien z.B. war ein recht lebendiges Treiben festzustellen.


Das gehobene Bürgertum und der Adel trieben Maskerade zu Pferd, Maskierte fuhren auf Schlitten durch die Stadt und Narren bevölkerten Straßen und Plätze. Das Faschingstreiben mit seinen Maskeraden bot allerdings auch gute Gelegenheit zu Racheakten und zur Austragung persönlicher Fehden sowie zur Auflehnung des durch Adel und Kirche unterdrückten Volkes gegen Diktatur und Staatsgewalt. In der Zeit der Zensur und der Einschränkung der Pressefreiheit hörte man nicht gerne die "Wahrheit, die der Narr spricht".

 

Auf Grund zügelloser Ausschreitungen, Schlägereien und Morde, aber auch vom Standpunkt der politischen Räson, verbot schließlich Kaiserin Maria Theresia allen Ständen und dem Adel das Tragen von "Larven" vor dem Gesicht im Freien. Das bunte Faschingstreiben wurde somit in Säle verlagert, woraus sich der für Österreich typische "Saalfasching" mit seinem Ballwesen in Form von Redouten entwickelte.

 

Die Vergnügungssucht der Bevölkerung war damals sehr groß, dies beweist z.B. 1798 die Teilnahme von 2.000 Personen der damals 16.000 Einwohner zählenden Stadt Salzburg an den sieben Maskenbällen der Stadt während der Faschingszeit. Ab der Wende ins 20. Jahrhundert setzte sich die Redoute als Maskenball und der "noble Ball" auch in Wien immer mehr durch. Die erste Opernredoute fand 1934 in der Staatsoper in Wien statt und 1935 folgte der 1. Wiener Opernball.

 

Während der Zeit des Nationalsozialismus versuchte man Elemente des deutschen Karnevals in Form des "Straßenfaschings" mit seinen Umzügen auch in Österreich zu implantieren. Dies wurde jedoch von der Bevölkerung damals nicht angenommen, da ein organisierter reichsdeutscher Fasching nicht der Mentalität der Österreicher entsprach. Die Österreicher hatten in jener Zeit weitgehend andere Sorgen.

 

Nach Kriegsende und der wieder gewonnenen Freiheit besann man sich wieder des alten Brauchtums und die Lebenslust erwachte allmählich. In verschiedenen Orten schlossen sich vergnügte Menschen zusammen und bildeten "Faschingsgilden". Diese Vereine schlossen sich am  17.11.1962  im "Bund Österreichischer Faschingsgilden" zusammen.